Sonntag, 29. November 2009

Pflege von Lederreitstiefeln

Reitstiefel im sportlichen Gebrauch unterliegen sehr starken Beanspruchungen. Zum einen mechanischen Beanspruchungen, also z.B. das durchkneten beim gehen und reiten, das reiben am Sattel und Pferd, zum anderen sind sie gleichzeitig dem Schweiß des Pferdes und des Reiters ausgesetzt.

Gleichzeitig sollen die Reitstiefel einen hohen Tragekomfort haben (z.B. Atmungsaktiv und elsatisch sein), wasserabweisend sein und natürlich lange halten.

Was muss ich bei der Wahl und der Pflege meiner Reitstiefel beachten um Ihnen eine lange Lebensdauer bei hohem Tragekomfort zu geben?

Der richtige Reitstiefel

Muss passen

Das wichtigste überhaupt: Der Reitstiefel muss von Anfang an gut passen! Ist der Stiefel zu weit, hat Ihr Fuß keinen halt und der Stiefel „latscht“ schnell aus. Ist der Stiefel zu eng, ist er unbequem und bildet rasch hässliche Ausbeulungen an den Stellen wo der Stiefel drückt. Lassen Sie sich da nichts einreden und kaufen Sie keinen Stiefel, der Ihnen nicht von Anfang her gut passt, also an keiner Stelle stark drückt.

Allerdings darf der Stiefel am Anfang noch etwas zu hoch sein (zwicken in der Kniekehle), denn der Stiefel wird sich rasch senken. Kleine Keile in den Fersen können dies am Anfang gut ausgleichen.

Abbildung 1: Absinken des Stiefels in ca. 3 Monaten










Machart

Unter Machart versteht man das Verfahren, mit dem Sohle und Schaft des Stiefels verbunden werden. Im einfachsten Falle sind diese über eine Klebung (z.B. APO) verbunden, im besseren Fall genäht (am besten rahmengenäht).

Generell ist zu sagen, dass genähte Stiefel teurer sind, da das Verfahren aufwendiger ist als die Klebung. Genähte Stiefel halten meist länger als geklebte und können Ihre Form besser behalten, da die Naht selbst etwas elastisch ist.

Typischerweise kann man von Reitstiefeln unter 300€ nur geklebte Sohlen erwarten.

Größe

Das wichtigste Kriterium für die Stabilität eines Stiefels ist die Größe. Vergleiche ich die Stiefel meiner Frau (Gr. 38) mit meinen (Gr. 46) so fällt mir auf, das weder das Leder noch die Naht mit der Größe dicker geworden sind (wie sollte das auch gehen...). Auch schon beim putzen stelle ich fest, das ein kleiner Stiefel einfach von sich aus wesentlich stabiler ist als ein großer. Hinzu kommt, das größere Stiefel auch meist größeren Belastungen ausgesetzt sind.

Gerade Reiter, die auf „großem Fuß“ leben, sollten daher auch den teureren „rahmengenähten“ Stiefel bevorzugen.

Leder

Die häufigsten Ledertypen für den Schaft der Reitstiefel sind Rinderleder und Kalbsleder. Für das Innenfutter wird meist Schweine- oder Kalbsleder verwendet.

Rindsleder ist eher steif und fest, dafür aber auch sehr robust und lange haltbar. Kalbsleder ist weicher und komfortabler, aber auch etwas empfindlicher (und teurer).

Wildleder wird für Reitstiefel eher nicht verwendet. Es ist schwierig zu pflegen und vor allem nicht wasserdicht.

Reißverschluss

Zunehmend werden Reitstiefel mit Reißverschluss angeboten. Dieser verläuft entweder vorne oder hinten und kann unterschiedlich weit nach unten reichen.

Reißverschlüsse machen wesentlich schmalere Schnitte möglich, das ist aber reine Geschmackssache. Zudem wird natürlich das an- und ausziehen des Stiefels erheblich erleichtert.

Reißverschlüsse haben aber auch Nachteile. Erstens ist der Reißverschluss immer das erste Teil, das kaputt geht. Er ist Staub und Dreck und mechanischer Belastung ausgesetzt und es genügt, wenn ein einziges Glied versagt. Die Reparatur ist teuer und aufwändig.

Zudem lassen sich Reitstiefel mit Reißverschluss im nachhinein nur sehr schwer ändern.

Sohle

Bessere Reitstiefel werden prinzipiell mit Ledersohle geliefert. Es gibt die Möglichkeit, sich eine Gummisohle aufkleben zu lassen.

Die Gummisohle verbessert natürlich die Wasserfestigkeit und sorgt auch für besseren Grip. Allerdings verhindert sie auch die Atmung und Feuchtigkeitsabgabe der Sohle.

Der Ersatz einer Gummisohle ist einfach und günstig, eine Ledersohle muss von einem guten Schuster genäht werden.

Wieviele Reitstiefel

Wer täglich reitet, sollte mindestens 2 Paar Reitstiefel haben und diese auch abwechselnd benutzen, sodaß der Stiefel immer vollständig trocknen kann. Dies ist für die Haltbarkeit des Stiefels von wesentlicher Bedeutung!

Die tägliche Pflege nach jeder Benutzung

Sie müssen die Reitstiefel nicht nach jeder Benutzung komplett neu putzen. Solange das Leder von einer Wachsschicht (Schuhcreme) geschützt ist, ist es für die Lebensdauer nicht entscheidend, dass Sie die Stiefel nach jeder Verwendung komplett reinigen. Wer sich aber mit stets glänzendem Stiefel zeigen will, dem sei empfohlen, die Stiefel mit einem gut feuchten Schwammtuch zu reinigen. Dabei stets kaltes Wasser verwenden, damit sich die Wachsschicht nicht ablöst. Danach kurz mit der Bürste aufpolieren.
Das allerwichtigste aber: Die Stiefel nach jeder Benutzung mit Schuh- und Schaftspanner vollständig trocknen lassen.

Hartwachspflege

Ziel der Pflege mit Schuhcreme ist es stets eine Schicht Hartwachs auf dem Leder des Stiefels zu haben. Diese Schicht schützt und pflegt das Leder indem es Schmutz und Feuchtigkeit abweist. Die Hartwachsschicht ist dennoch atmungsaktiv und der Stiefel kann trocknen.

Je nach Beanspruchung sollte eine solche Hartwachspflege ca. nach jeder 3.-6. Verwendung durchgeführt werden. Mit ein wenig Erfahrung können Sie bald beurteilen, ob noch ausreichend Wachsschicht auf dem Stiefel vorhanden ist, oder eine Pflege notwendig ist.

  1. Grundreinigung: Bevor Sie mit dem auftragen der Schuhcreme beginnen sollten sie den Stiefel mit einem Lappen/Schwammtuch und kaltem Wasser sorgfältig reinigen und etwas trocknen lassen.
  2. Auftragen der Schuhcreme: Die Schuhcreme mit Bürste und Lappen auftragen. Persönlich verwende ich dazu einen alten Socken sowie eine Zahnbürste für den Übergang zur Sohle. Die Schuhcreme sollte nur hauchdünn aufgetragen zu werden.
  3. Trocknen lassen: Lassen Sie nun die Schuhcreme eine Weile (mindestens 30 min, oder einfach über Nacht) trocknen.
  4. Aufpolieren mit Bürste: Mit einer feinen (z.B. Ziegenhaar-) Bürste polieren Sie nun den Stiefel noch auf hochglanz.

Die richtige Schuhcreme

Zur richtigen Pflege ist nach wie vor die Hartwachscreme aus der Blechdose die Beste. Nur diese ergibt eine nachhaltige Wachsschicht die den Stiefel wirklich schützt. Finger weg von Schuhcremes auf Wasserbasis! Erstens verbrauchen Sie viel mehr von einer solchen Creme (und kommt damit viel teurer), zweitens hält der Schutz meist nicht lange und drittens lässt sich die Schicht auch nicht so schön aufpolieren.
Hartwachscremes gibt es (grob gesprochen) in zwei Qualitätsstufen: Billigere verwenden als Lösungsmittel Benzin, teurere Terpentinöl. Das können Sie ganz einfach am Geruch erkennen. Terpentinölbasierte Cremes sind besser aufzutragen und das Ergebnis glänzt auch etwas besser. Entscheidend ist der Unterschied meiner Meinung nach aber nicht.

<- Alles was man zur Hartwachspflege braucht: Bürste zum polieren, Socken und Zahnbürste zum auftragen. Und natürlich noch eine Schuhcreme aus der Blechdose.